ich spiele seit ein paar Jahren E-Gitarre, aber ich bin immer noch auf der Suche nach einem wärmeren, volleren Sound. Aktuell spiele ich eine Squier Classic Vibe Stratocaster mit einem Boss Katana 5*. Der Sound ist mir manchmal zu dünn und höhenlastig, besonders bei cleanen Passagen.
Ich habe schon ein bisschen herumprobiert:
- Die Höhen am Amp etwas zurückgedreht
- Den Tonregler an der Gitarre leicht abgesenkt
- Mit dem Hals-Pickup gespielt statt mit dem Steg-Pickup
Trotzdem klingt es nicht ganz so rund und warm, wie ich es mir wünsche. Vielleicht liegt es auch an den Saiten oder den Einstellungen am Amp? Ich spiele meistens Indie, Alternative Rock und ein bisschen Blues, falls das hilft.
Habt ihr Tipps, wie ich den Sound etwas weicher und voller machen kann? Würden andere Pickups oder ein EQ-Pedal helfen?
du bist schon auf einem guten Weg mit den Anpassungen, aber es gibt noch einige Möglichkeiten, deinen Sound wärmer und voller zu machen. Ich gehe mal ein paar Ideen durch:
1. Dickere Saiten können helfen, wenn du aktuell noch mit 009er spielst. Ein Wechsel auf 010er oder 011er bringt oft mehr Sustain und einen kräftigeren Grundton, was sich besonders bei Cleansounds positiv auswirkt.
2. Ein EQ-Pedal ist eine oft unterschätzte Lösung. Mit einem 7- oder 10-Band-EQ kannst du gezielt Hochmitten zwischen 2 und 4 Kilohertz leicht absenken, um den spitzen Klang abzumildern. Gleichzeitig kann ein leichtes Anheben der Tiefmitten bei 200 bis 500 Hertz den Sound voller machen. Bässe solltest du vorsichtig anpassen, da zu viel schnell matschig klingen kann. Empfehlenswerte EQ-Pedale sind das Boss GE-7, das allerdings leichtes Rauschen erzeugen kann, falls es nicht modifiziert ist, oder das MXR Ten Band EQ, das als rauschärmere und flexiblere Alternative gilt.
3. Pickups spielen eine große Rolle für den Klang deiner Gitarre. Die Classic Vibe Pickups sind für ihren Preis gut, aber wenn du einen wärmeren Ton suchst, könnte ein Upgrade eine deutliche Verbesserung bringen. Für einen klassischen Strat-Sound mit etwas mehr Wärme sind die Fender Fat '50s oder die Seymour Duncan SSL-1 eine gute Wahl. Falls du es weicher und jazziger möchtest, könnten Fender Custom Shop '69 oder Kinman AVn-69 besser passen. Wenn du in Richtung humbuckerähnlichen Sound gehen willst, gibt es Singlecoil-Format-Humbucker wie den Seymour Duncan Little '59, der einen wärmeren und fetteren Ton liefert.
4. Der Boss Katana kann mit den richtigen Einstellungen weniger höhenlastig klingen. Der Presence-Regler sollte zurückgenommen werden, da er oft für eine spitze Klangfarbe sorgt. Gleichzeitig hilft es, die Mitten anzuheben, um mehr Fülle zu erzeugen. Falls du das Boss Tone Studio nutzt, kannst du mit dem Global EQ die Hochmitten gezielt absenken. Beim Amp-Modus könnte ein Crunch-Setting mit geringem Gain wärmer klingen als der reine Clean-Modus.
5. Ein Kompressor-Pedal kann den Sound weicher und ausgeglichener machen. Besonders bei Cleansounds sorgt ein Kompressor für mehr Sustain und eine rundere Ansprache. Zwei bewährte Modelle sind der MXR Dyna Comp, der den Sound leicht färbt und für einen sanfteren Attack sorgt, oder der Boss CS-3, der flexibler einstellbar ist und etwas mehr Kontrolle bietet.
6. Auch die Spielweise und das Plektrum beeinflussen den Klang. Ein weicherer Anschlag kann den Sound runder machen. Außerdem kann ein dickeres oder weicheres Plektrum helfen, die Höhen etwas zurückzunehmen. Dünne Plektren unter 0,60 Millimeter betonen oft die Höhen, während ein dickeres Modell, etwa mit 1 Millimeter oder mehr, wärmer klingt. Viele Gitarristen greifen für einen weicheren Sound zu Dunlop Jazz III oder ähnlichen Modellen.
7. Falls du langfristig planst, deinen Sound weiter zu optimieren, könnte ein kleiner Röhrenverstärker eine Alternative sein. Röhrenamps haben oft einen natürlicheren, wärmeren Klang als Modelling-Amps wie der Katana. Gute und bezahlbare Röhrenverstärker für Indie, Rock und Blues sind zum Beispiel der Fender Blues Junior für warme Cleans, der Laney Cub-Super10 für einen vollen Klang oder der Vox AC15, der besonders im Alternative-Rock-Bereich beliebt ist.
Als erste Schritte würde ich empfehlen, dickere Saiten auszuprobieren, die Amp-Einstellungen weiter zu optimieren, eventuell ein EQ- oder Kompressor-Pedal zu testen und mit unterschiedlichen Plektren und Spieltechniken zu experimentieren. Falls du eine Aufnahme machst, kannst du die hier gerne posten – dann kann man noch gezielter helfen.
Wow, danke für die super ausführliche Antwort! Da sind echt viele gute Punkte dabei, die ich so noch gar nicht auf dem Schirm hatte.
Saitenstärke: Ich spiele tatsächlich aktuell noch 009er, also könnte ein Wechsel auf 010er oder 011er eine gute Idee sein. Hast du da eine bestimmte Marke, die du empfehlen würdest?
EQ-Pedal: Das klingt sehr interessant, vor allem das MXR Ten Band EQ – das schaue ich mir mal genauer an. Ich hab noch nie bewusst mit EQ gearbeitet, aber das könnte echt ein Gamechanger sein.
Pickups: Die Fender Fat '50s oder die Seymour Duncan SSL-1 klingen vielversprechend. Ich hab allerdings noch nie Pickups gewechselt – ist das eine Sache, die man selbst hinbekommt, oder sollte man das lieber machen lassen?
Amp-Einstellungen: Ich werde mal mit den Mitten und dem Presence-Regler experimentieren. Das mit dem Global EQ im Boss Tone Studio wusste ich gar nicht, danke für den Tipp!
Kompressor & Plektrum: Ich spiele meistens mit 0,73er Plektren – vielleicht probiere ich mal ein dickeres Modell aus. Ein Kompressor wäre vielleicht auch was für mich, wenn der Sound dadurch etwas geschmeidiger wird.
An einen Röhrenamp hab ich auch schon gedacht, aber aktuell ist das Budget eher begrenzt. Vielleicht ist das ein Ziel für später.
Ich werde auf jeden Fall ein paar Sachen ausprobieren und schauen, was am meisten bringt. Falls ich noch Fragen habe, melde ich mich wieder. Danke nochmal für die vielen Tipps!